Die Debatte um die Green Claims Directive (GCD) der Europäischen Kommission gewinnt an Dynamik. Was ursprünglich als notwendiger Schritt gegen Greenwashing konzipiert war, könnte nun vor dem Hintergrund berechtigter Kritik eine pragmatischere Ausgestaltung erfahren. Für Unternehmen der pharmazeutischen Industrie ist das eine wichtige Entwicklung hin zu mehr Verhältnismäßigkeit und Realismus in der Regulierung.
Die GCD zielte darauf ab, Verbraucher vor unbegründeten umweltbezogenen Werbeaussagen zu schützen und die Transparenz nachhaltigkeitsbezogener Kommunikation zu erhöhen. Zu den zentralen Maßnahmen zählten eine verpflichtende Vorabzertifizierung umweltbezogener Aussagen durch unabhängige Prüfstellen, die Einführung einheitlicher Standards für Begriffe wie „klimaneutral“ oder „umweltfreundlich“ sowie klare Anforderungen an Umweltkennzeichnungen.
Für die pharmazeutische Industrie, die bereits heute in einem hoch regulierten Umfeld agiert, wäre die Umsetzung dieser Anforderungen mit erheblichen zusätzlichen organisatorischen und finanziellen Aufwänden verbunden gewesen. Insbesondere das Ex-ante-Prüfverfahren, ein verpflichtendes Vorab-Prüfverfahren durch eine staatlich anerkannte unabhängige Prüfstelle für jeden angestrebten Green Claim, wäre für viele Marktteilnehmer, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, eine kaum tragbare Belastung gewesen.
Seit Juni 2025 ist klar: Die Europäische Kommission prüft eine grundlegende Neubewertung der GCD bis hin zu einer möglichen Rücknahme des bisherigen Vorschlags. Der zunehmende Widerstand aus Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament hat eine Kurskorrektur angestoßen, die viele pharmazeutische Akteure ausdrücklich begrüßen.
Der Verband Pharma Deutschland verweist zu Recht darauf, dass die Ziele der Richtlinie bereits heute über bestehende europäische und nationale Regelwerke in den Bereichen Arzneimittel-, Medizinprodukte- und Nahrungsergänzungsmittelwerbung erfüllt werden. Dort gelten klare Anforderungen an Werbeaussagen. Diese müssen begründbar, belegbar und nicht irreführend sein. Ein Rückgang transparenter Nachhaltigkeitskommunikation wäre sowohl für Verbraucher als auch für den ökologischen Wandel kontraproduktiv. „Die Vorschläge der Kommission bringen jedoch aus unserer Sicht keine Verbesserung. Durch die kostenintensive und zeitaufwändige Vorabprüfung könnten Unternehmen Anreize verlieren, überhaupt umweltbezogene Informationen zu kommunizieren.“, so Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland.
Diapharm begrüßt die Neubewertung der Richtlinie als Zeichen verantwortungsvoller Regulierungspolitik. Ein differenzierter Ansatz, der bestehende branchenspezifische Vorgaben anerkennt und wirtschaftliche Realitäten berücksichtigt, ist essenziell. Die aktuelle Diskussion bietet pharmazeutischen Unternehmen die Möglichkeit, sich aktiv in die Weiterentwicklung einzubringen und somit Green Claims zu ermöglichen, statt zu verhindern. Denn nur wenn Nachhaltigkeitsaussagen rechtssicher und praxistauglich ausgestaltet sind, können sie ihre Funktion als Orientierungshilfe erfüllen. Als Partner für regulatorische Strategien, Produktkommunikation und Compliance unterstützt Diapharm Unternehmen der Gesundheitsbranche bei der rechtssicheren Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Marken- und Produktkommunikation. Wir begleiten Sie – auch im Wandel regulatorischer Rahmenbedingungen – mit fachlicher Expertise und einem klaren Verständnis für die spezifischen Anforderungen des Marktes.